Milchstraße über dem Meer

Erklärt die Pfützen-Analogie kosmische Feinabstimmung weg?

Ist das Universum auf die Existenz der Menschheit genau abgestimmt? Wenn so, wie wissen wir, dass eine solche Feinabstimmungen die Absicht eines Agenten ist?

Eine Definition des anthropischen Prinzips erklärt, dass die Existenz der Menschheit sehr enge Grenzen an die physikalischen Konstanten, Struktur und Geschichte der Milchstraße Galaxis des Sonnensystems, der Erde und irdischen Lebens, sogar die des gesamten Kosmos festlegt.1 Eine weitere Definition ist, dass die Existenz von intelligenten Beobachter (Wesen, die Himmelskörper und astronomische Phänomene messen können) verlangt, dass viele Eigenschaften des Universums und die physikalischen Gesetze binnen sehr eng-begrenzten, feinabgestimmten Wertebereiche liegen müssen.

Feinabstimmung und Wer sie durchführt
Feinabstimmung verlangt einen Gestalter. Je höher die Genauigkeit der Feinabstimmung und je weiter sie sich verbreitet, desto fähiger der Feinabstimmer sein muss. Daher ist die Suche nach dem Beweis für kosmische Feinabstimmung für den spezifischen Nutzen der Menschheit ist von tiefer persönlichen und philosophischen Bedeutung.

Wenn die Feinabstimmung und Designmerkmale, die wir beobachten, wenig oder gar nicht wichtig sind, dann könnte man den Schluss ziehen, dass keine Absicht impliziert ist. Andererseits, wenn die beobachtete Feinabstimmung facettenreich ist, und jede Facette essentiell für die Existenz der Menschheit ist, dann muss die Quelle der Feinabstimmung mehr als eine gedankenlose Kraft oder sinnloser natürlicher Prozess sein. Je zahlreicher, spezifischer und zielgerichteter die Rahmenbedingungen für die Feinabstimmung sind, desto mehr diese Rahmenbedingungen über den Charakter und die Identität des Feinabstimmers verraten.

Ist kosmische Feinabstimmung real?
Aber nicht jeder stimmt dem Gedanken zu, dass kosmische Feinabstimmung real ist. Viele behaupten, dass Design einfacher Anthropomorphismus oder Anthropozentrismus ist. Sie behaupten, dass die beobachtete kosmische Feinabstimmung mit einer Pfütze zu vergleichen ist, mit der Bemerkung, dass diese Pfütze, wenn sie intelligent wäre, merken würde, dass das Loch, indem sie sich befindet, ihr genau passt. Deswegen zieht die Pfütze den Schluss, dass jemand das Loch besonders für sie entworfen hat.

Das Pfützen-Argument wurde als Argument gegen kosmische Feinabstimmung und den implizierten kosmischen Feinabstimmer zuerst von Douglas Adams vor mindestens 50 Jahren formuliert. Es wurde besonders populär im ein-und-zwanzigsten Jahrhundert. Ich bin in der Person eines Peer-Reviewers drauf gestossen, der eine Abhandlung meiner neulich-erschienen Forschungsarbeit, “Black Holes as Evidence of God’s Care.” (Freien Zugang zur Arbeit findet man hier. Freien Zugang zum Peer Review hier.) In der Arbeit (und in meinem Buch The Creator and the Cosmos2), zitiere ich die Widerlegungen des Pfützen-Arguments, die von den Philosophen William Lane Craig3 und Richard Swinburne entwickelt wurden.4

Probleme mit dem “Pfützen-Argument”
Vor einigen Wochen veröffentlichten australischen Astronomen Geraint Lewis und Luke Barnes meines Erachtens die wortgewandteste, Laien-zugängliche Widerlegung des Pfützenarguments, die es gibt.5 Sie beginnen damit, dass sie der Pfütze “Doug” nennen. Doug die Pfütze merkt, dass seine Form genau die Form des Lochs, in dem er wohnt, genau past. Doug folgert daraus, dass jemand das Loch für ihn alleine gemacht haben muss. Was Doug entgeht, ist, angesichts der Flüssigkeit des Wassers, woraus er besteht, die Feste des Erdbodens woraus das Loch besteht und die Stärke der Schwerkraft, er wird immer genau die gleiche Form wie das Loch annehmen. Lewis und Barnes weisen auf Offensichtliches hin: Für eine Pfütze reicht jedes Loch.

Das Pfützen-Argument als Erklärung für die Existenz der Menschheit im Universum hat einen tödlichen Fehler. Die zwei Astronomen erklären, dass nicht jedes vorstellbare Universum die richtigen Bedingungen für physikalisches Leben hat. Physikalisches Leben ist nicht mit einer einfachen Flüssigkeit zu vergleichen. Es wird und kann sich nicht an ein jedes Universum anpassen. Die Feinabstimmung, die Astronomen beobachten, zeigt an, dass auch sehr kleine Änderungen der Eigenschaften des Universums die mögliche Existenz vom physikalischen Leben ausschließen würden. Die Randbedingungen für menschliches Leben und insbesondere für globale menschliche Zivilisation sind exponentiell-feiner abgestimmt.

Abbildung: Thermalquelle in Yellowstone National Park
Bildquelle:
Hugh Ross

Eigenschaften des Feinabstimmers
Lewis und Barnes folgern daraus, dass die Fehler im Pfützen-Argument zeigen, dass die von Astronomen beobachtete kosmische Feinabstimmung nicht als unbedeutend wegerklärt werden kann. Solche Eigenschaften sind höchst-bedeutsam. Lewis und Barnes schlagen vor, dass der Feinabstimmer ein göttlicher Geist oder ein Programmierer sein könnte, der ein interessantes Universum simulieren wollte.

Ich sehe eine Gelegenheit, weiter zu forschen. Der Grad der Feinabstimmung wird uns zeigen, wie intelligent, kenntnisreich und mächtig der göttliche Geist oder transzendenter Programmierer ist. Wenn wir vom Universum als Ganzes wegschauen und die Feinabstimmung der Teilstrukturen des Universums betrachten, nämlich Superhaufen von Galaxien, unseren Galaxienhaufen, unsere galaktische Gruppe, unsere galaktische Nachbarschaft, unseren Stern, unser Sonnensystem, unseren Mond und unseren Planeten zeigt, wie weitreichend und tiefgehend diese Feinabstimmung ist und ob sie alleine für die Erde und ihr Leben gilt. Womöglich bestimmen diese Faktoren die untere Grenze der göttlichen Fürsorge für unsere Spezies.

Wenn wir das Ausmaß und die Breite der kosmischen Feinabstimmungen ausführlicher und tiefer erforschen, werden wir wahrscheinlich beweisen, dass die Feinabstimmung mehreren Zwecken dient. In meinem Buch Why the Universe Is the Way It Is habe ich in 2008 postuliert, dass der göttliche Geist 11 unterschiedliche Zwecke haben könnte, das Universum so zu gestalten, wie Er es hat. Heute können wir noch mehr solche Zwecke erkennen. Diese unterschiedlichen Zwecke erzählen uns viel mehr über die Eigenschaften, Attributen und Pläne des göttlichen Geistes. Mich beeindruckt besonders, dass die Zweckmäßigkeit des Universums, die sich in der kosmischen Feinabstimmung offenbart, das Argument für einen persönlichen, allmächtigen, all-liebenden göttlichen Geist nurstärkt. Diese Zweckmäßigkeit umfasst die Eigenschaften und Entwicklungsgeschichten des Universums, des Laniakea Superhaufen von Galaxien, des Virgo Galaxienhaufen, der Lokale Gruppe, der Lokale Blase, der Lokale Flocke (das ist die lokale Interstellare Wolke), der Sonne, des Sonnensystems, des Mondes und der Erde. Diese müssen alle sehr genaufein abgestimmt sein, wenn Milliarden von Menschen binnen des kurzen Zeitraumes von mehreren tausend Jahren erlöst werden sollen. Angesichts der Beweisindizien für die Feinabstimmung des Universums scheint der Schluss, dass der göttliche Geist hinter dem Universum der Schöpfer-Gott der Bibel ist, nicht nur naheliegend, sondern unausweichlich.

Endnoten

  1. Brandon Carter, “Large Number Coincidences and the Anthropic Principle in Cosmology,” IAU Symposium 63, Krakow, Poland: Confrontation of Cosmological Theories with Observational Data (Dordrecht, Netherlands: D. Reidel Publishing, 1974): 291–298; John D. Barrow and Frank J. Tipler, The Anthropic Cosmological Principle (New York: Oxford University Press, 1986).
  2. Hugh Ross, The Creator and the Cosmos, 4th ed. (Covina, CA: RTB Press, 2018), 153–163.
  3. William Lane Craig, “Barrow and Tipler on the Anthropic Principle vs. Divine Design,” British Journal for the Philosophy of Science 38 (1988): 389–395, doi:10.1093/bjps/39.3.389.
  4. Richard Swinburne, “Argument from the Fine-Tuning of the Universe,” in Physical Cosmology and Philosophy, ed. John Leslie (New York: Macmillan, 1990), 165–166.
  5. Geraint F. Lewis and Luke A. Barnes, “The Trouble with ‘Puddle Thinking’: A User’s Guide to the Anthropic Principle,” Proceedings and Journal of the Royal Society of New South Wales
    154, no. 1 (Juni 2021), forthcoming.