Entstand Leben auf der Erde oder im Weltall? Teil 1 Teil 1

In den letzten Monaten habe ich drei Beiträge geschrieben, die neuen Entdeckungen behandeln, die zeigen, dass die kambrische Explosion des Lebens weitgehender und explosiver war, als früher gedacht wurde.1 Ich habe auch gezeigt, wie diese neuen Entdeckungen die naturalistischen Erklärungen der kambrischen Explosion noch unhaltbarer machen.

Alternative Modellen fürs erste Leben auf Erden
Gerade weil diese Erklärungen in immer größer werdende Not gekommen sind, schlagen manche Wissenschaftler vor, dass Leben zur Erde gebracht wurde. Noch vor den letzten Entdeckungen hat ein Team von 33 Forscher aus unterschiedlichen Fachbereichen zugegeben, dass eine Erklärung der kambrischen Explosion aus irdischen, rein-naturalistischen Quellen äußerst schwierig ist. In der Fachzeitschrift Progress in Biophysics and Molecular Biologyhaben sie einen 21-Seiten-langen Beitrag veröffentlicht, in dem sie vorschlugen, dass der Ursprung und die Evolution des Lebens auf der Erde durch mit organischen Substanzen durchsetztem Kometen in Gang gebracht wurden.2 Genau gesagt, sie schlugen vor, dass, zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Geschichte der Erde, Leben von anderswo im Universum durch Kometen und Meteoroiden zur Erde gebracht wurde.

Diese Idee nennen wir Panspermie. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet “Samen überall”. Panspermie postuliert, dass physikalisches Leben überall im Universum existiert und durch Weltraumstaub, Kometen, Asteroiden und Meteoriden verteilt wird. Sie wurde zum ersten Mal schon im fünften Jahrhundert v.Chr. vom griechischen Philosophen Anaxagoras formuliert.3 Drei dieser 33 Forscher haben später einen weiteren Beitrag veröffentlicht, in dem sie behaupten, dass die Infrarotspektra von vielen Kometen im Sonnensystem “auf Kometenbiologie und interstellare Panspermie als unausweichlich zu deuten sind.”4

In diesem Beitrag werde ich das Argument beschreiben, das die Forscher gegen einen irdischen, naturalistischen Ursprung des Lebens und dessen Geschichte hier aufgeführt haben. In einem weiteren Beitrag werde ich ein Argument gegen das von diesem Team entwickelte Argument aufführen und ein weiteres tragfähiges Modell beschreiben, das mit dem biblischen Modell des Ursprungs und der Entwicklung des Lebens übereinstimmt.

Das Argument gegen eine irdische Entstehung des Lebens
Die Forscher bauen ihre 21-seitigen-Arbeit auf dem Fundament des Kerndogmas der Entstehung-des-Lebens-Forschung (Engl., “origin of life”) —Abiogenese (Entstehung des Lebens aus nicht-lebendiger Materie). Abiogenese behauptet, dass, irgendwann in der Vergangenheit günstige Naturbedingungen für die Bildung komplexer organischen Moleküle—nämlich Aminosäuren, Nucleobasen, und Ribosen—sich ereigneten, die dann die Selbstorganisation dieser Moleküle in Proteine, DNS, RNS und Lipidenmembrane angestoßen hatten. Abiogenese postuliert dann, dass es einen naturalistischen Reaktionspfad geben muss, wodurch die Proteine, DNS, RNS und Lipidenmembrane sich dann von selbst sich in primitive, lebendige Zellen organisierten. Die Forscher setzen voraus, dass dieses Kerndogma biologischer Evolution stimmen muss, dass Leben sich aus den ersten, primitiven Zellen dann naturalistisch emporentwickelte.

Obwohl die 33 Forscher für die Abiogenese und das zentrale Dogma der biologischen Evolution eintreten, heißt das nicht, dass sie alle Atheisten sind. Viele sind Deisten. Sie stimmen jedoch alle darin überein, dass Gott, wenn es ihn gibt, nicht weiter ins Weltgeschehen eingreift, sondern lässt nur zu, dass natürliche Prozesse alles, was im Universum existiert, verursachen.

Die Forscher beginnen ihren Beitrag mit der Annahme, dass dieses Kerndogma biologischer Evolution stimmen muss, dass Leben sich aus den ersten, primitiven Zellen dann naturalistisch emporentwickelte. Sie weisen darauf hin, dass die Zeit für einen rein-naturalistischen Ursprung des Lebens auf Erden die Zeit nicht gegeben ist. Die ältesten Beweise für die dauerhafte Existenz vom Leben auf der Erde wird auf vor 3,825 ± 0,006 Milliarden Jahren datiert.5 Diese Datierung ist nur wenige Millionen Jahren nach dem Moment in der Geschichte der Erde, wo feste Gesteine und flüßiges Wasser erstmals auftraten.

Das Team führt Beweis aus Isotopenzerfall als Argument für eine noch frühere aber sehr kurzdauernde Existenz vom Leben auf der Erde auf. Uralte Zirkone, die in West Australien6 und im Norden Kanadas7entdeckt wurden, liefern Beweise für kurzfristige Episoden schon vor 4,1 Milliarden Jahren, wo es flüßiges Wasser und Gestein gab und Isotopensignaturen, die auf Leben hinweisen, hinterlassen wurden. Diese Beweise dafür, dass Leben urplötzlich auf Erden entstand, gab dem Evolutionsbiologen Niles Eldredge Anlass zu schreiben; “Eine der fesselndsten Tatsachen, die ich gelernt habe, ist das Leben so weit in die Vergangenheit der Erde zurückgeht, wie wir ihm nur zurückverfolgen können. . . . in den absolut-ältesten Steinen, die überhaupt Zeichen vom Leben erhalten können, finden wir diese Zeichen vor.”8

Die Schlussfolgerung dieser Forscher ist dem ähnlich, was Carl Sagan 1970 in einer Vorlesung, die an der Uni Toronto besucht habe, lehrte. Er erklärte, dass Charles Darwins warmer, kleiner Teich eine völlig-inadequate Erklärung für die Entstehung des Lebens war. Er gestand ein, dass Abiogenese innerhalb weniger als eine Jahrmilliarde in einer konzentrierten “Suppe” aus präbiotischen Molekülen kleiner als alle Ozeane der Erde unmöglich war. Die Forscher erklären, dass, auf Grund dessen, was wir schon über die für die rein-naturalistische Entstehung des Lebens notwendige Chemie Wissen, Sagans Einschätzung der Minimalzeit und Minimalvolumen der präbiotischen Suppe um viele Größenordnungen zu klein waren.

Alternatives naturalistisches Modell
Die 33 Forscher betonen, dass es weitere Zeitprobleme für andere Ereignisse in der Geschichte des Lebens auf Erde gibt: nämlich für die kambrische Explosion und andere massive Artenbildungsereignisse. Sie erklären, es ist nicht möglich, dass sich vorkambrisches irdisches Leben gleichzeitig in so viele Phyla vorm Beginn des Kambrium hätten emporentwickeln können, ohne messbare Spuren hinterlassen zu haben. Um die mit der Erde verbundenen zeitlich und raumliche Grenzen, die eine naturalistische Entstehung des Lebens in Frage stellen, umzugehen, schlagen die Forscher ein Modell vor, das auf kosmischer Biologie gegründet ist. Nächste Woche werde ich ihr Modell besprechen und ein alternatives Modell vorschlagen. Für heute können wir aber den Schluss ziehen, dass die Wissenschaft die naturalistische Evolution auf der Erde nicht bestätigt.

Endnoten

  1. Hugh Ross, “Cambrian Explosion Becomes More Explosive,” Today’s New Reason to Believe (blog), Reasons to Believe, 17.Januar.2022, https://reasons.org/explore/blogs/todays-new-reason-to-believe/cambrian-explosion-becomes-more-explosive; Ross, “Where Did the Cambrian Oxygen Come From?Today’s New Reason to Believe (blog), Reasons to Believe, 24.January 24.2022, https://reasons.org/explore/blogs/todays-new-reason-to-believe/where-did-the-cambrian-oxygen-come-from; Ross, “Cambrian Creatures’ Diverse Complex Eyes Reinforce Creation Narrative,” Today’s New Reason to Believe (blog), Reasons to Believe, 25.Januar.2021, https://reasons.org/explore/blogs/todays-new-reason-to-believe/cambrian-creatures-diverse-complex-eyes-reinforce-creation-narrative.
  2. Edward J. Steele et al., “Cause of Cambrian Explosion—Terrestrial or Cosmic?” Progress in Biophysics and Molecular Biology 136 (August 2018): 3–23, doi:10.1016/j.pbiomolbio.2018.03.004.
  3. Margaret R. O’Leary, Anaxagoras and the Origin of Panspermia Theory (Bloomington, IN: iUniverse, 2008).
  4. N. Chandra Wickramasinghe, Dayal T. Wickramasinghe, and Edward J. Steele, “Chapter Two: Cometary Panspermia and Origin of Life?” Advances in Genetics 106 (7.July.2020): 5, doi:10.1016/bs.adgen.2020.03.003.
  5. Craig E. Manning, Stephen J. Mojzsis, and T. Mark Harrison, “Geology, Age and Origin of Supracrustal Rocks at Akilia, West Greenland,” American Journal of Science 306, no. 5 (May 2006): 303–366, doi:10.2475/05.2006.02.
  6. Elizabeth A. Bell et al., “Potentially Biogenic Carbon Preserved in a 4.1 Billion-Year-Old Zircon,” Proceedings of the National Academy of Sciences USA 112, no. 47 (19.Oktober.2015): 14518–14521, doi:10.1073/pnas.1517557112.
  7. Matthew S. Dodd et al., “Evidence for Early Life in Earth’s Oldest Hydrothermal Vent Precipitates,” Nature 543 (2.March.2017): 60–64, doi:10.1038/nature21377.
  8. Niles Eldredge, The Triumph of Evolution and the Failure of Creationism (New York: W. H. Freeman, 2000), 35–36.