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Aber vermehren sich Uhren? Wie man mit einer logischen Herausforderung an das Uhrenmacher Argument umgeht

Sind Sachen in der Vergangenheit besser gewesen als sie es jetzt sind? Es kommt drauf an, wen man fragt.

Ohne Zweifel gibt’s einige Sachen, die in den vergangenen Jahren besser waren. Klar, es gibt auch in der Geschichte Lebenseinstellungen and Sitten von denen wir heute kaum glauben können, dass unsere Vorfahren sie für normale Aspekte des Alltags hielten.

Und es sind nicht nur Lebenseinstellungen and Sitten, die sich mit Laufe der Zeit ändern. Ideen ändern sich auch—manche zum Besseren hin, manche zum Schlechteren. Nehmen wir die Entwicklung der Wissenschaft –die Untersuchung der biologischen Systeme insbesondere– in Betracht. Sind wir an die Untersuchungen der biologischen Systeme in der Vergangenheit besser drangegangen als heute?

Es kommt drauf an, wen man fragt.

Als Old-Earth Kreationist and Verfechter des Intelligent Designs halte ich den von Biologen der Vergangenheit bevorzugten Ansatz besser als den heutigen aus einem einzigen, einfachen Grund. Vor Darwin war Teleologie ein Kernbegriff in der Biologie. In den späten 1700er und die frühen1800er bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hielten Naturwissenschaftler biologische Systeme fürs Produkt eines Geistes. Demzufolge stand Design im Mittelpunkt der Biologie.

Im Zuge der darwinistischen Revolution wurde Teleologie über Bord geworfen. Das Handeln eines Agenten wurde durch Mechanismus ersetzt. Design war kein Bestandteil der Biologie mehr. Statt dem zielgerichteten Design eines Geistes zu widerspiegeln, nahm man nun an, dass biologische Systeme die Resultate ungelenkter evolutionären Mechanismen waren. Viele in der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist Biologie dafür besser.

Vor Darwin waren die leitenden Ideen in Naturwissenschaft die von Denker wie William Paley und Biologen wie Sir Richard Owen, die Teleologie großgeschrieben haben. Heute werden ihre Ideen verlassen oder gar verspottet.

Fortschritte in meinen Fachbereichen (Biochemie und Forschung zur Entstehung des Lebens) rechtfertigen eine Rückkehr zur Teleologie und damit zur Design-Hypothese. Sie weisen darauf hin, dass Teleologie sehr wohl eine Rolle in der Biologie haben kann. Wie ich in meinem Buch The Cell’s Design argumentiere, führen die neusten Einsichten in die Struktur und Funktion der Biomoleküle uns zurück zu den Ideen von William Paley (1743-1805) und verleihen seinem Uhrmacher Argument für Gottes Existenz neues Leben.

Meines Erachtens sind viele Beispiele der Biomaschinerie auf der molekularen Ebene sehr strikt analog der von menschen-gemachten Maschinerie in ihrer Architektur, Operation und Bau. Die Biomaschinen, die man im Inneren der Zelle findet, weisen eine Vielfalt an Form und Funktion auf, die der Vielfalt des von menschlichen Technikern Designs widerspiegelt. Die Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen den Teilen der von Menschen-gemachten Maschinen und den molekularen Bestandteile der Biomaschinen is verblüffend (z.B, der Hacken des Flagellum). Ich denke, Paleys Argument nimmt an Überzeugungskraft zu, mit jeder neuen Entdeckung einer biomolekularen Maschine, die Biochemiker machen.

Die Herausforderung von den Skeptikern

Trotz der überzeugenden Analogie, die man zwischen den von menschlichen Designern hergestellten Maschinen und den biologischen molekularen Maschinen greifen viele Skeptiker das neu belebte Uhrmacher Argument aus Gründe der Logik an, in dem sie in der gleichen Weise wie David Hume argumentieren.11 Diese Skeptiker behaupten, dass es signifikante und wesentliche Unterschiede zwischen Biomaschinen und Produkte menschlichen Schaffens gibt, die die Analogie ungültig machen.

Neulich hat ein Skeptiker genau diesen Einwand in einem a Twitter-Austausch aufgeführt. Er schrieb folgendes:

“Replizieren sich [objects and machines designed by humans][von Menschen entworfenen Objekte und Maschinen] mit vererbbarer Variation? Schlechte Analogie, Kategoriefehler. Der Gleiche, den Paley vor Jahrhunderten mit seiner Uhr auf der Heide gemacht hat.”

Mit anderen Worten: Biologische Systeme replizieren sich, während Geräte und Artefakte, die Menschen machen, das nicht tun. Der Unterschied ist grundlegend. Eine Unähnlichkeit dieser Art is so bedeutend, dass sie die Analogie zwischen biologischen Systemen (im Allgemeinen) und biomolekularen Maschinen (spezifisch) und menschlichen Designs macht die Schlussfolgerung, dass Leben in einem Geist seinen Ursprung haben muss, ungültig.

Das war nicht das erste Mal, dass ich diesen Einwand gesehen habe. Ich finde ihn dennoch nicht zwingend, weil er außer Acht lässt, dass es tatsächlich von menschen-gemachten Maschinen gibt, die sich replizieren.

Von Neumann Universalkonstruktor

In den 1940er entwarf Mathematiker, Physiker und Informatiker John von Neumann (1903–1957) eine hypothetische Maschine, die er den Universalkonstruktor nannte. Diese Maschine ist ein konzeptueller Apparat, der Materien aus der Umwelt nehmen kann, und daraus jede Maschine bauen kann, inklusiv sich selbst. Der Universalkonstruktor braucht Anleitungen für den Bau der erwünschten Maschinen sowie für sich. Er braucht auch ein Aufsichtssystem das frei wählen kann, die Anleitungen entweder für den Bau von anderen Maschinen oder das Replizieren der Anleitungen vor dem Replizieren des Universalkonstruktors anzuwenden.

Von Neumanns Universalkonstruktor war damals nur ein konzeptueller Apparat aber heute arbeiten Forscher mit dem Ziel, selbst-replizierende Maschinen zu entwerfen und sie zu bauen.2 Vieles muss noch gemacht werden, bevor selbst-replizierende Maschinen Wirklichkeit werden. Dennoch werden Maschinen sich eines Tages replizieren können. Sie werden exakte Kopien von sich herstellen können. Mit anderen Worten ist Fortpflanzung nicht unbedingt die Eigenschaft, die Maschinen von biologischen Systemen unterscheidet.

Was mich besonders interessiert ist, dass die Beschreibung des von Neumanns Universalkonstruktor einer Beschreibung der lebendigen Zelle bemerkenswert ähnlich ist. Im Kontext vom Problem der Entstehung des Lebens haben Astrobiologen Paul Davies und Sara Imari Walker diese Analogie zwischen den Informationssystemen der Zelle und von Neumanns Universalkonstruktor schon gemerkt.3 Davies und Walker denken, dass die Analogie unabdingbar in der Lösung der Problematik um die Entstehung des Lebens ist. Ich teile diese Meinung. Davies und Walker argumentieren aber noch für eine Entstehung des Lebens durch Evolution, während ich behaupte, dass die Analogie zwischen Zellen und dem von Neumann Universalkonstruktor stärkt das wiederbelebte Uhrmacher Argument und wiederum das wissenschaftliche Argument für einen Schöpfer.

Mit anderen Worten spricht wenig für den Einwand gegen das Uhrmacher Argument auf Grund der Fortpflanzung. Selbstreplizieren begründet die Ansicht nicht, dass biomolekulare Maschinen sich wesentlich von Maschinen unterscheiden, die Menschen bauen. Stattdessen ist Selbstreplizieren noch eine Eigenschaft biochemischer System, die sie Maschinen ähnlicher macht. Diese Eigenschaft unterstreicht sogar die Raffinnesse biologischer Systeme im Vergleich zu von Menschen entworfenen Systemen. Wir sind weit davon entfernt, Maschinen mit der Eleganz und Durchdachtheit, die man in der Zelle schon sehen kann, herstellen zu können. Nichtsdestoweniger denke ich, dass, wenn wir weiter in die Richtung gehen, das Argument für einen Schöpfer noch überzeugender werden wird.

Wer weiß? Dank Einsichten wie diese werden wir vielleicht eines Tages zu den guten alten Tagen der Biologie zurückkehren, als Teleologie von höchster Bedeutung war.

Weiterführende Lektüre

Biomolecular Machines and the Watchmaker Argument

Responding to Challenges to the Watchmaker Argument

Endnoten
  1. “Whenever you depart, in the least, from the similarity of the cases, you diminish proportionably the evidence; and may at last bring it to a very weak analogy, which is confessedly liable to error and uncertainty.” David Hume, “Dialogues Concerning Natural Religion,” in Classics of Western Philosophy, 3rd ed., ed. Steven M. Cahn, (1779; repr., Indianapolis: Hackett, 1990), 880.
  2. Zum Beispiel, Daniel Mange et al., “Von Neumann Revisited: A Turing Machine with Self-Repair and Self-Reproduction Properties,” Robotics and Autonomous Systems 22 (1997): 35-58, https://doi.org/10.1016/S0921-8890(97)00015-8; Jean-Yves Perrier, Moshe Sipper, and Jacques Zahnd, “Toward a Viable, Self-Reproducing Universal Computer,” Physica D: Nonlinear Phenomena
    97, no. 4 (15.Oktober 15. 1996): 335–52, https://doi.org/10.1016/0167-2789(96)00091-7; Umberto Pesavento, “An Implementation of von Neumann’s Self-Reproducing Machine,” Artificial Life 2, no. 4 (Summer 1995): 337–54, https://doi.org/10.1162/artl.1995.2.4.337.
  3. Sara Imari Walker and Paul C. W. Davies, “The Algorithmic Origins of Life,” Journal of the Royal Society Interface 10 (2013), doi:10.1098/rsif.2012.0869.