Der menschliche Geist: Unsere größte Naturressource
Als Gott die Erde schuf, füllte er sie mit “natürlichen Ressourcen”, wie Wasser und Land und Pflanzen und Tiere. Dann schuf Gott Menschen und gab uns ein leistungsfähiges Hirn. Ist dieses Hirn die ultimative Naturressource?
Das ist die These eines 2018 erschienen Artikel vom American Institute for Economic Research (AIER) mit dem Title “There Are No Natural Resources.” Der Artikel nimmt als Ausgangspunkt die Philosophie vom verstorbenen Julian Simon, ein Ökonom von der University of Maryland dessen “bemerkenswertesten Beitrag im Fach war, dass er gezeigt hat, dass der menschliche Geist, wie er ihn beschrieb,‘die ultimative Ressource ist.’ Der menschliche Geist ist die ultimative Ressource weil er, und er allein, all andere ökonomisch-wertvollen Inputs erschafft, die wir Ressourcen nennen.’”
Nehmen wir in Betracht wie menschlicher Erfindungsreichtum einige “Naturressourcen” zu unserem Nutzen und Fortschritt benutzt hat:
- Mineralien (Erdöl inklusiv): Menschen entwickelten die Technologie für Erdölförderung und haben produktiven Nutzen dafür gefunden – auch in der Herstellung von Werkzeugen für die Entwicklung anderer Ressourcen.
- Erdboden und Niederschlag: Menschen haben Hortikultur entwickelt und dadurch die Ergiebigkeit wildwachsender Früchte und Gemüsesorten ums Vielfache verbessert; dadurch ging die Menschheit von einer Subsistenzwirtschaft auf landwirtschaftliche Abundanz über.
- Ton und Sand: Menschen stellten Backsteine, Glas und auch Halbleiterchips her.
- Bäume: Nachdem Menschen Jahrhunderte lang Holz fürs Kochen und Heizen gebrannt hatten, haben sie die Holzwirtschaft entwickelt und damit Häuser und Transportationsmittel.
- Wasser, inklusiv Flüsse und Seen: Menschen benutzen Wasser in Landwirtschaft und Wasserstraßen für Handel und Stromerzeugung.
Die Liste geht unendlich weiter.
In 1.Mose 1,28, gibt Gott der Menschheit den Auftrag sich die Erde zu “unterwerfen” und diese Schöpfung zu “herrschen”. Wir haben in einem früheren Artikel den Auftrag so ausgelegt, dass Gott befiehlt Menschen–die Träger des imago dei–und rüstet sie aus, Problemlöser zu sein, die ihren Erfindungsreichtum benutzen, Leben besser zu machen. Im Kontext der von Simon formulierten Philosophie ist unser kreativer Geist–die ultimative Naturressource––vielleicht das von Gott geschenkte Werkzeug schlechthin, womit wir diesen Auftrag erfüllen sollen.
Leider ist Simons Stellungnahme wahrscheinlich die einer Minderheit unter nicht-gläubigen Gelehrten. Ein Standpunkt, den man öfter hört, ist, dass die Menschheit dem Planeten ständig schadet, indem wir die “knappen” Naturressourcen übermäßig beanspruchen.
Der Knappheitsgedanke geht auf dem 1798 Monograph von Thomas Malthus, Essay on the Principle of Population, zurück1, in dem er weitreichende Hungersnot wegen Bevölkerungswachstum hervorsagte. Obwohl Malthus Ansichten sich immer wieder als falsch erwiesen haben, haben sie jetzt mehr als 200 Jahre überdauert. Simon erklärt, dass Sozialwissenschaftler W. Stanley Jevos in 1865 schätzte, dass die Industrie England wegen der Erschöpfung der Kohle “bald zum Stillstand kommen muss”, und es “überhaupt keine Chance gab, dass Öl eines Tages die Probleme Englands lösen könnte.” Simon bemerkt auch, dass in 1914 die Regierung der U.S. schätzte, dass es nur einen 10-Jahren-Ölvorrat gab, in 1939 einen 13-Jahren-Ölvorrat und wieder in 1951 einen 13-Jahren-Vorrat. Menschliche Erfindungsgabe hat all solche Vorhersagen widerlegt; und in moderner Zeit hat “fracking” die erreichbaren Erdölvorräte und Erdgasvorräte stark vermehrt.
Das gleiche Muster gilt für andere Naturressourcen. Kanadischer Ökonom David S. Jacks hat den wahren Rohstoffpreisen 1850–Gegenwart zurückverfolgt und gezeigt, dass der ausgeprägte Trend nach unten ist. Credit Suisse hat die durchschnittlichen wahren Preisen für Basismetallen über den gleichen Zeitraum kartiert und ein Preisabfall von 25–35% ist erkennbar. Gemäß dem ökonomischen Prinzip von Vorrat und Nachfrage bedeutet, dass Rohstoffe heute weit massenhafter vorhanden sind, als sie vor 170 Jahren waren und dass trotz massiver Nutzung. Die menschliche Erfindungsgabe hat die Knappheitsängste immer überwunden.
Unser Artikel von früher hat auch die logischen Folgen von 1.Mose 1,28 ausgelegt. Da wir Träger des imago dei sind, sind wir Gottes Verwalter mit dem Auftrag, seine Schöpfung zu schützen. Menschen sind aber keine Götter; wir begehen Fehler, die negative Folgen haben. Zum Beispiel: Weil Industrialisierung Wohlstand mit sich brachte, hatten Leute nichts dagegen, wenn einige industriellen Schonsteine Rauch ausstoßen oder ein wenig industrieller Abfall in einen Fluss kam; aber weitverbreitete Industrialisierung führte zu Problemen. In 1969 fing der Cuyahoga Fluss in der Nähe von Cleveland, Ohio Feuer. Das Ereignis löste eine Bewegung aus, die Luftverschmutzung und Wasserverschmutzung aufräumen wollte. Heute nennt ein Blogger den Cuyahoga “eine erstaunliche Fischereizone.” Leute, die heute über die Luft- und Wasserverschmutzung in den U.S.A. klagen, wissen nicht, wie sehr die Luft- und Wasserqualität in den letzten 50 Jahren von Menschen verbessert wurde—eine Tatsache, die zeigt, dass menschliche Arbeit und Genialität nicht nur unseren Fehler ausbessern können, sondern auch die Selbstheilungsfähigkeit, die Gott in die Schöpfung programmierte.
Zoologe und Autor Matt Ridley fasst zusammen, wie menschlicher Einfallsreichtum die Umweltkrisen des letzten Halbjahrhunderts gelöst hat:
In den 1970er sah die Zukunft der Welt öde aus. Die Bevölkerungsexplosion war nicht aufzuhalten. Weltweite Hungersnot war unvermeidbar. Unsere Leben würden durch eine von Chemikalverschmutzung in der Umwelt verursachte Krebsepidemie deutlich kürzer gemacht werden. Säuerregen fiel auf die Wälder. Die Wüste wurde Jahr für Jahr einen oder zwei Meilen breiter. Das Öl wurde knapp und der Nuklearwinter würde uns den Garaus machen. Nichts davon ist eingetroffen . . . [Instead] [Stattdessen] hat sich das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen des durchschnittlichen Menschen auf dem Planeten real und inflationsbereinigt verdreifacht. In meinem Leben bis jetzt ist die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen um 30 Prozent gestiegen. Kindersterblichkeit ist um Zweidrittel gesunken. Pro-Kopf Lebensmittelproduktion ist um ein Drittel gestiegen. Das alles ist geschehen während sich die Bevölkerung verdoppelt hat… [humanity is] [die Menschheit ist] die einzige Spezies, die je bevölkerungsreicher, desto wohlhabender wird.2
Die Meisten über 60-jährigen erinnern sich an diese Probleme. Der von Gott geschenkte Erfindungsreichtum der Menschheit hat sie gelöst, auch wenn sie selbstverschuldet waren. Heute denkt fast jeder, dass die Entwicklung von Kerosin als billigen, reichlich vorhandenen Ersatz für Waltran im neunzehnten Jahrhundert denWal vor Ausrottung gerettet hat. Diese und ähnliche Bemühungen der Menschheit liefern gute Beispiele für die Verwalterrolle der Menschheit in der Schöpfung, die man in 1. Mose 1,28 liest.
Ridleys Reminiszenzen unterstreichen auch einen oft-gehörten säkularen Blickpunkt, dass Menschen nur ein Unfall der Evolution sind, der nun dabei ist, den Planeten zu zerstören. Die Endzeitvorhersagen, die er aufführt, stellen ein Muster solcher Weltuntergangsszenarien, die man seit der Ban the Bomb movement (Anti-Atomwaffen-Bewegung) der 1950er Jahren, die vor einer atomären Apokalypse warnte, gesehen hat.
Apokalyptische Vorhersagen werden noch heute gemacht. Der Weltklimarat (IPCC) warnt vor den katastrophalen Folgen für die Welt, wenn der CO2-Ausstoss nicht drastisch reduziert wird. Im Gegensatz zu industrieller Luftverschmutzung ist CO2 weder toxisch noch giftig.3 Es kommt natürlich vor—Menschen und Tiere atmen es aus und grüne Pflanzen atmen es durch Photosynthese ein, ein Mechanismus, den Gott fürs Aufrechterhalten des ökologischen Gleichgewichts schuf. Aber CO2 ist auch ein Nebenprodukt der Industrialisierung, die das menschliche Befinden so verbessert hat—und das wird als Problem verstanden.
In diesem Artikel gehen wir nicht auf die Wissenschaft der Erderwärmung oder des “Klimawandels” ein; es geht hier um den menschlichen Erfindungsgeist. Legen wir einige Grundprinzipien fest. Christen glauben, dass Gott über die Geschichte herrscht und einen Plan hat. Wir glauben an Gottes wohlwollende Vorsehung und am Versprechen im Vertrag mit Noach, dass Gott die Menschheit nicht vernichten wird (1. Mose 9,8–17). Die IPCC Computermodelle soll man ernst nehmen, aber sie stellen keine harten, wissenschaftlichen Daten dar. Die Modelle können sich irren, aber wenn sie recht haben, ist es möglich, dass menschlicher Einfallsreichtum diese Probleme anpacken kann, ohne drakonische Maßnahmen ergreifen zu müssen? Viele säkularen Kompetenzen glauben, dass wir dies können. Der bedeutende Umweltschützer Michael Shellenberger wiederholt 1. Mose 1,28, indem er schreibt, “Reichere Länder sind belastbarer, so konzentrieren wir uns darauf, Menschen reicher und damit belastbarer zu machen.”4
Die Frage ist letztlich eine Frage der Weltanschauung: glauben wir der Bibel oder nicht? Ist menschlicher Fortschritt von Gott inspiriert oder nicht? Wenn er von Gott inspiriert ist, sollen wir nicht in Panik geraten und uns dazu bewegen lassen, drastische Maßnahmen in Gang zu setzen, die unseren Fortschritt rückgängig machen würde. Wir können Gott vertrauen und weiterhin in der Rolle der imago-Träger Fortschritt machen, wie 1. Mose 1,28 uns befiehlt. Unser Auftrag schließt damit ein, dass wir die größte Naturressource, den menschlichen Geist, benutzen, das Leben zu verbessern, indem wir verantwortungsbewusst Gottes Schöpfung verwalten.
Endnoten
- Thomas R. Malthus, An Essay on the Principle of Population, Oxford World’s Classics, (Oxford: Oxford University Press, 1993).
- Mark Ridley, “When Ideas Have Sex,” TEDGlobal 2010, https://www.ted.com/talks/matt_ridley_when_ideas_have_sex/transcript?language=en.
- CO2 wird nur “toxisch”, wenn es einen großen Anteil der eingeatmeten Luft ausmacht, viel größer als die pessimistischen Vorhersagen vom IPCC.
- Michael Shellenberger, Apocalypse Never: Why Environmental Alarmism Hurts Us All (New York: HarperCollins, 2020), 25.